Prototypische Entwicklung einer VoIP-Telefonanlage unter Einsatz von Linux und eingebetteten Systemen
Phil Sutter, 28. Februar 2007
Weitere Einzelheiten im Projektbericht
Telefonanlagen sind in Unternehmen meist in Form dedizierter Hardware zu finden, deren Administration einer gesonderten Ausbildung bedarf. Innovation ist hier selten zu finden. Doch gerade in der Telekommunikationsindustrie sollte Innovation auf der Tagesordnung stehen, vermischt sie sich doch zunehmend mit der EDV, wobei nicht nur am Beispiel von Voice over IP positive Resultate zu beobachten sind.
Am Beispiel der Entwicklung von softwarebasierten Telefonanlagen ist zu beobachten, dass eindeutig Bedarf nach Alternativen herrscht. Die vollständige Realisierung der Anwendungslogik in Software schafft hohe Flexibilität und Ausbaufähigkeit.
Da herkömmliche Telefonanlagen bereits ab Design auf Langlebigkeit ausgelegt sind, muss die Hardware für eine Software-Telefonanlage diesen Anforderungen ebenso gerecht werden. Aufgrund des Fehlens rotierender Teile bieten sich eingebettete Systeme an, die aufgrund geringer Preise und Grössen auch das Vorhalten eines Zweitgerätes ermöglichen. Zudem können sie problemlos auf dem Postweg transportiert und ohne Fachkraft vom Kunden montiert werden.
Ziel meiner Arbeit war es, durch die prototypische Entwicklung einer Software-Telefonanlage auf einem eingebetteten System die notwendige Vorarbeit zur Entwicklung eines Produkts zu leisten.
Als Hardware-Plattform wurde das Routerboard532 von Mikrotik gewählt, das mit seiner 400MHz MIPS-CPU genügend Leistungsreserven für den späteren Einsatz bietet. Hinzu kam die Erweiterbarkeit durch zwei MiniPCI-Steckplätze, die mit ISDN-Karten ausgestattet werden können. Für erste Tests stand eine HFC-basierende Karte von Cameronet zur Verfügung.
Softwareseitig fiel die Wahl des einzusetzenden Betriebssystems auf FreeWRT, einem für den Einsatz auf eingebetteten Systemen konzipierten Linux. Aufgrund der hohen Portabilität und Erweiterbarkeit konnten sämtliche softwareseitigen Änderungen in das FreeWRT ADK aufgenommen werden.
Die Wahl zu Asterisk als einzusetzende Telefonanlagensoftware fiel aufgrund seiner hohen Funktionalität und dem für den Einsatz auf eingebetteten Systemen unabdingbaren modularen Aufbau. Mit Hilfe von mISDN wurde die Anbindung von Asterisk an die ISDN-Hardware geschaffen.
Zwar war die Portierung nicht ganz unproblematisch, jedoch konnte gegen Ende des Praxissemesters die Stabilität und Performanz der Implementierung in intensiven Tests bestätigt werden.
Eine Internetrecherche bestätigt, dass Telefonanlagen der hier gezeigten Art Mangelware auf dem Markt sind. Die Liste an bestehenden Alternativen teilt sich auf in Produkte für Privatkunden, die in der Regel mit ein bis zwei gleichzeitigen Gesprächen auskommen, und Produkte für Firmen, die gleich ein bis mehrere hundert Gespräche gleichzeitig führen wollen. Bei einer vorsichtigen Schätzung von 50% telefonierenden Personen ergibt sich für ersteren Fall eine Familiengröße von vier Personen, im letzteren Fall eine Firmengröße von mindestens 200 Mitarbeitern. Dabei sind es gerade junge und kleine Unternehmen, die Bedarf an einer preiswerten Telefonanlage haben. Auch das Kapital für eine ,,Investition in die Zukunft'' fehlt hier in der Regel - von der Sinnfrage einer Investition in eine Telefonanlage abgesehen. Ein weiterer Aspekt ist in meinen Augen die Vertragsbindung. Alle namhaften Hersteller bieten ihre Hardware im Bundle mit einem ISDN-, VoIP- oder DSL-Vertrag an, am besten mit allen dreien. Es ist eine besondere Leistung, ein Produkt zu einem erschwinglichen Preis ohne vertragliche Bindung anbieten zu können.
Dieses Projekt befindet sich eigentlich erst am Anfang. Vorallem die Fertigstellung der ISDN-Anbindung steht noch aus, danach müssen Langzeittests folgen. Somit wird meine Mithilfe am Projekt auch in Zukunft noch benötigt werden, welcher nachzukommen ich gerne bereit bin. Auch über eine weitere Zusammenarbeit mit der Firma AurISP IT Consulting würde ich mich sehr freuen.